Die Höhere Handelsschule (2014 – 2015)

Mein erster Tag an der neuen Schule verlief gut, ich fand mich nur noch nicht so gut zurecht, da die Schule groß und verwinkelt war. Dies ging den anderen neuen Schüler aber genauso, meine Klasse wirkte nett. Der Unterrichtsstoff fiel mir leicht, auch die Wirtschaftsfächer die ich vorher nie hatte. Von meinen Klassenkameraden hielt ich Abstand, weil ich Angst hatte, wieder schlecht behandelt zu werden. Dieses Misstrauen gegenüber meiner neuen Klasse kam durch meine alte Klasse. Ich hatte sogar überlegt, wieder an die IGS zurück zu gehen, mir wurde nämlich noch für acht Wochen ein Platz freigehalten. Und meine Leute fehlten mir auch.

Nach einiger Zeit sprach ein Mädchen aus meiner Klasse meine Klassenlehrerin an, dass ich mich total zurückziehe. Meine Lehrerin sprach mich dann darauf an, dass ihr das auch aufgefallen sei und sie wollte wissen, warum das so ist, aber das wollte ich nicht sagen. Sie sagte ich solle auf meine Mitschüler zu gehen, denn sie seien alle sehr nett.

Am nächsten Tag ging ich dann zu diesen Mädchen und wir verstanden uns super. Einige Zeit später freundete ich mich mit drei Mädels an. Die drei sind nett, freundlich, hilfsbereit, lustig, klug, ehrgeizig, zielstrebig und wir waren ein wirklich starkes Team bei Gruppenarbeiten. Wir hatten total viel Spaß zusammen und die Pausen waren super lustig. Immer wenn wir zusammenarbeiteten, kam eine super Note zustande. Ich weiß nicht, wie es das eine Mädchen gemacht hatte aber irgendwie hat sie nach und nach ganz unbemerkt mein Selbstbewusstsein aufgebaut. So, dass ich mich traute im Unterricht zu zeigen was ich kann und dass ich sogar meine Meinung sagte, wenn mir irgendjemand dumm kam. Als zum Beispiel nach ein paar Wochen meine Englischlehrerin zu mir kam und sich vor mich stellte und ganz langsam zu mir sprach, ob ich ihren Unterricht nachvollziehen könne, traute ich mich zu sagen, wenn es nicht so wäre, dann wäre ich bestimmt nicht hier. Durch den Spruch der Lehrerin habe ich mir in jedem Fach den Arsch aufgerissen, weil ich das Gefühl hatte beweisen zu müssen, dass Rollstuhlfahrer was draufhaben.

Am Ende des Schuljahres hatte sich dieser Ehrgeiz ausgezahlt, ich hatte einen Durchschnitt von 2,0 worauf ich stolz drauf. Ich lernte auch noch Lorenz und Vanessa näher kennen. Lorenz ist nett, klug, freundlich, hilfsbereit, lustig, ehrgeizig, empathisch und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er auf mich aufpasste. Ich weiß nicht warum, aber es war so, im Notfall hat er mir auch angeboten mich die Treppe runter zu tragen, falls es brennen würde oder über kleinere Stufen zu den Unterrichtsräumen. Dies tat er auch öfter, dafür bin ich ihm sehr dankbar, aber gleichzeitig fand ich es auch doof auf Hilfe bei kleinen Treppen angewiesen zu sein. Nur weil das Sekretariat vergessen hatte mir einen Unterrichtsraum zu zuteilen, den man ohne eine Treppe erreichen kann. Lorenz war mit mir auch in der Fachoberschule Wirtschaft und Verwaltung in derselben Klasse. Vanessa ist nett, höflich, freundlich, hilfsbereit, klug, ehrgeizig und wie ich fand, sehr gut erzogen, wir verstanden uns nach und nach immer besser und wir konnten gut reden. Heute habe ich noch Kontakt zu Vanessa und Lorenz, zu den anderen flaute der Kontakt leider nach einiger Zeit ab.

Im selben Schuljahr wurde ich 18 Jahre alt, ich feierte mit Freunden und der Familie. Ich bekam viele Geschenke, das war mir aber nicht wichtig. Ich freute mich am meisten über die Karten, durch das was in den Karten steht, sieht man, dass man Freunden am Herzen liegt und das ist mir viel mehr Wert, als ein materielles Geschenk.

Von Lisa bekomme ich zu jedem Geburtstag und zu Weihnachten eine Karte oder einen Brief und darüber freue ich mich immer sehr. Die ganzen Karten die ich in meinem Leben bekommen habe, von Familie und Freunden, habe ich aufgehoben. Dadurch, dass ich 18 Jahre wurde, war ich jetzt nicht mehr im SPZ, sondern in der Neurologie für Erwachsene. Dort wurde ich untersucht und alles war gut, dann bekam ich ein Medikament aufgeschrieben, das die Krankheit eventuell verlangsamen kann. Ich nahm das Medikament ein paar Wochen, aber ich bemerkte eine Veränderung, ich hatte Muskelzuckungen und konnte kaum noch stehen, wenn ich auf Toilette musste.

Durch einen Zufall traf mein Papa einen früheren Arzt von SPZ, der jetzt eine eigene Praxis hatte, in dem ich meine Rezepte für die Physiotherapie bekomme. Mein Papa erzählte ihm von dem Medikament und er sagte, ich solle das Medikament sofort absetzen. Nach ein paar Wochen waren die ganzen Nebenwirkungen vergangen, darüber war ich überglücklich. Ich kann ehrlich sagen, ich habe in meinem Leben bis jetzt nur zwei sehr gute Ärzte gehabt und das war der, der meine Rückenoperation durchgeführt hatte, Dr. med. Dörner und den eben genannten PD Dr. med. Klinge. Wer weiß, was die Nebenwirkungen sonst auf längere Zeit angerichtet hätten?

Kurze Zeit bevor ich die höhere Handelsschule mit Schwerpunkt Bürokommunikation abgeschlossen hatte, habe ich mich für die Fachhochschule Wirtschaft und Verwaltung eingetragen, das ist in etwa wie Fachabitur. Ich wurde sofort angenommen. Für diese zwei Jahre musste man ein einjähriges Praktikum absolvieren, ich hatte aber große Schwierigkeiten an einen Praktikumsplatz zu kommen, ich bekam eine Ablehnung nach der anderen. Eine sogar mit der Begründung, dass ich zu qualifiziert wäre, das war die größte Lüge überhaupt! Wie soll man bitte für ein Praktikum zu qualifiziert sein!? Ich hatte mich natürlich auch auf Ausbildungsstellen beworben aber bekam wieder nur Absagen, trotz eines guten Zeugnisses. Deswegen meldete ich mich fürs Fachabitur an, aber ich bekam von dem Leiter des beruflichen Gymnasiums persönlich angeboten das richtige Abitur zu machen. Ich habe mich geschmeichelt gefühlt über das persönliche Interesse an mir, aber eine zweite Fremdsprache, wo mir Englisch schon nicht leichtfällt, wollte ich mir nicht antun. Ich meinte, das Fachabitur wollte ich noch nicht mal wirklich machen, aber da ich keine Ausbildung bekommen hatte, blieb mir nichts anderes übrig. Durch einen Zufall rief Robins Mutter bei mir zu Hause an und ich erzählte ihr, dass ich nach einem Praktikumsplatz suche. Sie vermittelte mir ein Vorstellungsgespräch für einen Bürojob (Kauffrau für Büromanagement). Dafür war ich ihr sehr dankbar! In dem Vorstellungsgespräch konnte ich überzeugen und bekam die Praktikumsstelle. Nach einem unterschriebenen Arbeitsvertrag stand der Fachhochschule nichts mehr im Weg. Dann kam natürlich wieder der Antrag beim Landkreis, aber dieses Mal suchte ich vorher schon nach passenden Gesetzten. Dadurch konnten sie den Antrag nicht ablehnen oder es wieder in die Länge ziehen. Und die Fachoberschule (FOS) konnte für zwei Jahre beginnen.

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